Weg von der Haltestelle – warum und wie?
© Daniela Buchholz
Der Schwerpunkt des Stadtführers barrierefreies Bremen lag in seinen Anfängen bei Infos für Menschen im Rollstuhl. Für alle anderen Menschen mit Beeinträchtigungen gab es nur Infos, wenn es konkrete Angebote in Einrichtungen gab. Über die Jahre verändert sich dies und so finden sich inzwischen immer vielfältigere Informationen im Stadtführer. In Gesprächen mit blinden und sehbeeinträchtigten Menschen kam vor einigen Jahren die Idee auf, den Weg von der nächstgelegenen Haltestelle zur Einrichtung zu erheben. Mit dem Ziel, dass auch blinde und sehbeeinträchtigte Menschen selbstständig zur gewünschten Einrichtung finden bzw. vorab einschätzen können, ob sie für den Weg Unterstützung benötigen. Im Jahr 2017 begann die Arbeit: Was erheben und wie? In Gesprächen mit blinden Menschen wurden die Bedarfe abgefragt und daraufhin erste Vorschläge präsentiert: Es sollten eher kurze Texte sein und auch wichtige Infos zur Haltestelle enthalten.
So werden seit Ende 2017 die Wege von der Haltestelle zur Einrichtung von den Erheber*innen angeschaut und beschrieben. Für blinde/sehbeeinträchtigte Menschen werden Richtungswechsel und taktile sowie akustische Hinweise gegeben und auf Gefahren aufmerksam gemacht.
Mit der Zeit kam der Gedanke, dass einige der Infos und ein paar zusätzliche auch für Menschen mit anderen Beeinträchtigungen wichtig wären. Deshalb wird parallel auch der Weg für Menschen im Rollstuhl erhoben, z.B. ob Bordsteine oder sonstige Hindernisse auf dem Weg vorhanden sind. Für Menschen mit Lernschwierigkeiten wird das Gebäude kurz beschrieben, damit dieses leichter gefunden wird.
Zu Beginn der Erhebungen wurden Expert*innen aus den Bremer Behindertenverbänden nach ihren Bedürfnissen und Wünschen gefragt. Auch die ersten Wege wurden an diese weitergegeben und Rückmeldungen für die Erhebungen eingearbeitet. Im projektausführenden Büro werden die erhobenen Wege gelesen, auf Fehler überprüft und bei Bedarf verändert.
Nachdem über die Zeit weitere Rückmeldungen und Feedback zu den Erhebungen der Haltestellenwege von blinden und sehbeeinträchtigten Menschen kamen, stellte sich heraus, dass die Bedarfe unterschiedlicher sind, als zuerst angenommen. Manche Menschen finden sich allein sehr gut zurecht und ihnen reichen knappe Beschreibungen, um selbstständig ans Ziel zu gelangen. Für andere bedarf es hierfür einer sehr detaillierten Beschreibung. Die Beschreibung komplexer Wege mit dem Ziel, sie für alle verständlich zu beschreiben, ist meist kaum möglich. Es sind weitere Tests der erhobenen Wege mit blinden Menschen geplant, in der Hoffnung, mit kleinen Veränderungen die Wegebeschreibungen verbessern zu können. Das Ziel: Mehr Menschen die Mobilität im Alltag zu erleichtern.
Erklärender Hinweis an dieser Stelle
In Bremen wird die taktile Trennung zwischen Radweg und Gehweg in der Regel mit einem 20cm-breiten Streifen grobem Kleinpflaster gekennzeichnet (Ausnahme sind Brücken, in denen nicht gepflastert werden kann, hier werden taktile Klebestreifen verwendet). Wenn in den Haltestellenwegen also von einem gesicherten Radweg die Rede ist, ist ein Radweg gemeint, welcher auf diese Weise vom Gehweg getrennt ist. Ungesicherte Radwege gehen dagegen taktil nicht bemerkbar in den Gehweg über.
Änderungswünsche und Kritik gerne an barrierefrei@bremen.de